Statement in der Süddeutschen Zeitung zur Russland-Connection der AfD (19. Juli 2016)

Süddeutsche Zeitung vom 19. Juli 2016, S. 5: 

Achse der Vaterländer

Reisen auf die Krim, Kontakte nach Moskau, Treffen mit einem orthodoxen Bischof – für die AfD wird die Nähe zu Russland immer wichtiger. Dahinter steckt vor allem strategisches Kalkül

[…] Russlandfreunde gibt es viele in der Partei: AfD-Vize Alexander Gauland zum Beispiel, Georg Pazderski, Berliner Landesvorsitzender, oder Andreas Kalbitz, stellvertretender Fraktionsvorsitzender im brandenburgischen Landtag. Aber niemand ist so umtriebig und vernetzt wie Markus Frohnmaier, einer von zwei Bundesvorsitzenden der Jungen Alternative, die vielleicht zentrale Figur für AfD Verbindungen nach Russland und Osteuropa. Er sammelt Adressen und Kontakte, besucht Konferenzen. Im Flugzeug in Richtung Osten sitzt er fast so häufig wie in der Uni-Bibliothek in Tübingen, Frohnmaier studiert dort noch Jura.

[…] Frohnmaier redet offen über seine Russlandverbindung. Er arbeite an einem „Europa der Vaterländer“, und da gehöre Russland eben dazu. Kritik formuliert er höchstens indirekt: „Dass Russland nicht deutschen Vorstellungen von Liberalität und Demokratie entspricht, ist zwar bedauerlich, aber wir sollten nicht so tun, als handele es sich um eine totalitäre Diktatur.“ Ideologisch sind sich die pro-russischen AfD-ler mit Russland einig, dass Amerika zu viel Einfluss hat, die Macht von Brüssel beschnitten werden muss und Sanktionen Mist sind.

Frohnmaier ist seit seinem verpassten Einzug in den baden-württembergischen Landtag Sprecher von Frauke Petry, von der er erzählt, sie schätze sein Russland-Engagement. Der pro-russische Kurs scheint also jetzt Chefsache zu sein. Immerhin war auch Petrys Lebensgefährte Marcus Pretzell, NRW-Landesvorsitzender der AfD,mit auf der Krim, auf dem „Yalta International Economic Forum“. Die Frage ist aber auch: Was hat eigentlich Russland von dem Ganzen? „Russland lacht sich in Fäustchen“, sagt Florian Hartleb, ein in Tallinn forschender Politologe, der sich intensiv mit der Bewunderung der europäischen Populisten für Putin auseinandersetzt. AfD-Auftritte in der Ostukraine und auf der Krim legitimierten auch die russische Annexionspolitik, sagt er. Gleichzeitig bringt die Nähe zu Russland der EU-kritischen AfD viel Aufmerksamkeit, wovon wieder Russland etwas hätte, das lieber ein schwaches als ein starkes Europa haben will – so die Analyse mehrerer Beobachter. Frohnmaier sagt dazu in Stuttgart: „Solange ich sehe, dass wir mit dieser Politik eigene Interessen bedienen, habe ich kein Problem damit.“