“KRIPO LIVE” VOR DEM PROZESS
Anschlagspläne von Stephan B. standen offenbar bereits im April fest
Am 21. Juli beginnt in Magdeburg der Prozess gegen den mutmaßlichen Halle-Attentäter Stephan B. Ein Selbstinterview des Angeklagten vom April 2019 weist darauf hin, dass er sich schon knapp sechs Monate vor seiner Tat mit Anschlagsplänen beschäftigt hat.
Der mutmaßliche Halle-Attentäter Stephan B. hat sich schon lange vor seiner Tat im Oktober 2019 mit Anschlagsplänen beschäftigt. Das geht aus einem im April 2019 von ihm verfassten Selbstinterview hervor, das Dr. Florian Hartleb dem MDR-Magazin “Kripo live” zur Verfügung gestellt hat. “Es zeigt, wie lange er sich vorher mit der Tat beschäftigt hat”, so Hartleb. Der Politikwissenschaftler und Extremismus-Experte hat das Selbstinterview, das ihm exklusiv vorliegt, ausgewertet. Darin charakterisiert sich Stephan B. selbst und rechtfertigt seine Taten.
Experte: Auslöser der Tat war wahrscheinlich Christchurch-Attentat

Nach Einschätzung von Hartleb gibt das Selbstinterview auch Hinweise auf den Auslöser der Tat. “Wahrscheinlich war das Attentat von Christchurch der Trigger, der ihn zum Handeln inspirierte”, so Hartleb. Im Selbstinterview bedankt sich Stephan B. bei Brenton T., dem Attentäter aus Christchurch für dessen “glorreiche Operation”. Der australische Rechtsextremist hatte am 15. März 2019 bei Terroranschlägen auf zwei Moscheen 51 Menschen getötet und weitere 50 verletzt.
Rechtsterrorismus in Chats auf Spieleplattformen
Stephan B. gibt im vorliegenden Selbstinterview von April 2019 eine Charakterstudie von sich selbst. Er bezeichnet sich als Rassist, der seine Feinde, die ihn töten wollen, ausrotten will. Auf seine eigene Frage, ob er ein Nazi sei, bezeichnet er sich als “Techno-Barbare”. “Er sieht sich selbst nicht als sogenannter einsamer Wolf, sondern als Teil einer großen Gamer-Gemeinschaft”, so Hartleb. “Hier zeigen sich die neuen Tendenzen innerhalb des Rechtsterrorismus.” Nach Experteneinschätzung finden sich in einschlägigen Chats auf Spieleplattformen gleichgesinnte, vornehmlich junge Männer, die hier ihren Hass auf Juden, Muslime, Frauen und Schwule ausleben können.
Prozessbeginn am 21. Juli
Stephan B. hatte am 9. Oktober 2019 erfolglos versucht, die Synagoge in Halle zu stürmen. Danach tötete er zwei Menschen. Nun klagt die Bundesanwaltschaft den mutmaßlichen Attentäter wegen Mordes an – aus rassistischen und antisemitischen Motiven. Am 21. Juli beginnt in Magdeburg der Prozess gegen Stephan B.
Link:
Dieses Thema im Programm:
MDR FERNSEHEN | Kripo live | 19. Juli 2020 | 20:15 Uhr