Trumpetisierung. Mein Beitrag in der Zeitschrift “Universitas” (Juli 2017)

Neue Ausgabe (Juli 2017) der Zeitschrift “Universitas. Orientieren! Wissen! Handeln!” zum Thema “Populismus”, u.a. mit Beiträgen von Ulrich Sarcinelli und Melani Barlai, sowie von mir, Beitrag “Trumpetisierung. Der neue Populismus als Folge einer medialen Parallelöffentlichkeit”

Ein Auszug: 

Trumpetisierung. Der neue Populismus als Folge einer medialen Parallelöffentlichkeit

 

Nach dem Brexit-Schock und den Kampagnen der Populisten mit dem Motto „EU – nein, danke!“ stellt sich die Frage, was in Europa derzeit schiefläuft. Dafür sorgen zwei Themen: die neue Dimension von Immigration durch die Flüchtlingskrise sowie eine erhöhte Terrorgefahr. Die jüngsten Anschläge mit einem außergewöhnlichen Symbolwert haben die Bevölkerung verunsichert. Die Stunde der Populisten schlägt: Demagogen können auf eine breite Unterstützerschaft zählen, wie ein Blick etwa auf das Brexit-Referendum und die jüngsten Wahlen zeigt. Der vergangene US-Präsidentschaftswahlkampf gibt hier wenig Anlass zur Hoffnung. Donald Trump übertraf jede Vorstellung, was an Demagogie und Tabubruch in einer „alteingesessenen” Demokratie möglich ist. „Trumpetisiert“ sich unsere Politik?

Der Neologismus der Trumpetisierung eignet sich auch dadurch, da es eher unfreiwillig eine Nähe zum Musikinstrument der Trompete suggeriert. Im Alten Testament der Bibel (Josua, Kapitel 6) wurde die Stadt Jericho – die Stadt des „verheißenen Landes“, das die Israeliten erobern wollten – unter dem Klang der Trompeten zerstört. Durch das laute Blasen stürzten die dicken Stadtmauern am siebten Tag in sich ein, so dass die Stadt schnell erobert und geplündert werden konnte. Die Trompete hat eine besondere Symbolik. „Sie ist auf großen Entfernungen zu hören, lärmend, nachdrücklich, triumphierend. (…) Engel, Propheten und Priester blasen die Trompete und beschwören damit eine Wirkmacht  transpersonaler Bereiche herauf, die das Bewusstsein mit der Auflösung alter Formen (…) wahrnimmt.“[ii] Schon 2012 twitterte der neue US-Präsident Donald Trump in seinem ihm eigenen Duktus: „Thanks – many are saying I’m the best 140 character writer in the world. It’s easy when it’s fun.”[iii] Fest steht: Ein anarchischer, pseudoemanzipatorischer Empörungskosmos hat die geregelte Guckkastenwelt des Fernsehens abgelöst.

[i] Der Beitrag beruht auf meinem gerade veröffentlichen Buch „Die Stunde der Populisten. Wie sich unsere Politik trumpetisiert und was wir dagegen tun können“, Schwalbach/Ts. 2017.

[ii] Ronnberg, Ami (Hrsg.): Das Buch der Symbole, Köln 2011, S. 668.

[iii] Twitter-Eintrag von Donald Trump 2012, https://twitter.com/realdonaldtrump/status/267286471172562944 (abgerufen am 12. Mai 2017).

 

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